Gleich zu Beginn ihres auf ihren therapeutischen Erfahrungen basierenden Fachbuchs warnt die Autorin Michaela Huber die LeserInnen vor Klarheit und Genauigkeit dieses Buches sowie deren bildhaften Beschreibungen der Erfahrungen von PatientInnen mit MPS (Multiple Persönlicheitsstörung). Das Buch ist eine professionelle Sammlung des beeindruckenden Wissens einer Therapeutin, die in ihrer Karriere bereits vielen PatientInnen (hauptsächlich Frauen) mit MPS geholfen hat. Dieses Buch erscheint mir aus zwei Gründen besonders wichtig: Erstens aufgrund der nGeschichte der MPS-Forschung und der Entwicklung der Diagnostik sowie einer schwierigen Prüfung für viele europäische PsychotherapeutInnen, die sich viele Jahre lang geweigert haben, die Existenz von MPS zu akzeptieren und eine professionelle Diskussion darüber zu beginnen.
Der zweite Grund ist das Missverhältnis zwischen der Zahl der PatientInnen mit dieser Erkrankung in Deutschland und der Zahl der TherapeutInnen, die bereit sind, sich für sie aufzuopfern und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Dieses die Augen eröffnende Buch erklärt mit brutaler und bildhafter Genauigkeit, was MPS wirklich ist, was PatientInnen mit dieser Erkrankung täglich erleben müssen und wie flexibel und unglaublich formbar unsere Psyche ist. Sensible LeserInnen, die bildliche und explizite Beschreibungen von sexueller Gewalt, Folter oder satanischen Routinen nicht ertragen können, sollten mit der Lektüre jedoch erstmal abwarten bzw. sich für die Auseinandersetzung mit dem Thema im Vorfeld gut vorbereiten.